Wie der Georg-Elser-Platz unser Pilotprojekt wurde

Vor knapp zwei Jahren, am 8. Juni 2019, erschien bereits ein Interview mit mir im Südkurier: „Sind unsere Spielplätze langweilig?“ – es gab im Nachgang ein Gespräch mit dem damaligen Stadtplaner und die Zusage der Stadt Konstanz nochmals Kontakt mit mir aufzunehmen. Leider habe ich nie mehr etwas gehört, weshalb ich gemeinsam mit zwei Freunden das Thema nochmals anregen möchte. Nach meinem Interview wurden reihenweise Hotels und Wohnblöcke genehmigt und teilweise bereits umgesetzt. In der Wollmatinger Straße wurde ein Spielplatz entfernt (die Wobak baut dort ein neues
Mehrfamilienhaus). Es gibt in der größten Stadt am Bodensee leider viel zu viele lieblose und ungepflegte Spielplätze. Die Spielorte, die von den Bauherren bei den Wohnanlagen erstellt werden, sind nicht erwähnenswert, besser gesagt "Geldverschwendung". Freiflächen und der Spielraum für die Kinder werden immer weniger. Hier sollten Personen aus der Praxis mit in die Planung einbezogen werden: Mütter, Väter, Kinder selbst, LehrerInnen, ErzieherInnen - Personen, die den Anspruch der Zielgruppe bzw. die Bedürfnisse kennen - es fehlt ein Konzept und eine Prioritätenliste. Wir möchten für Konstanz ein Spielplatz-Konzept entwickeln!

Unser Eindruck der Spielflächen

Fast an jedem Spielplatz werden Wipptiere errichtet. Verschiedenste Eltern mit Kindern aller Altersklassen befragt, erhalten wir immer die gleiche Antwort: Ein absolut unsinniges Gerät, das maximal eine Minute genutzt wird und das Kinder weder motorisch noch sportlich fordert. Warum werden diese Tiere gekauft? Weil Sie vermutlich günstig sind und den Platz und somit die Pflicht erfüllen. Sie erfüllen den Standard der Spielplatzplaner. Wir stellen genau diesen Standard, der sich wie ein roter Faden über alle Flächen zieht, in Frage. 

Es ist nicht mehr zeitgemäß jede verfügbare Fläche mit Rutsche, Schaukel, Sandkasten und Wipptier auszustatten.

Unsere Kinder, die heute mehr als je zuvor von Technik und Medien beeinflusst werden und im Stadtbereich oftmals auch der Spielraum in/um die Wohnung nicht gegeben ist, brauchen die Möglichkeit auf den vorhandenen Spielflächen mit Naturmaterialien ihre Neugier, die Motorik, den Bewegungsdrang und die Koordination auszuleben. Auf einem Wipptier kaum möglich.
Wir haben in Konstanz zudem massenhaft Spielflächen, die nicht genutzt werden z.B. Tannenhof, Petershauser Spielplatz, Fürstenberg Sportplatz, Steinfläche vor dem Schwaketenbad - die Plätze sind da, werden aber nicht verwendet.
 
Wussten Sie, dass große Bauherren bisher verpflichtet waren, pro Wohneinheit eine bestimmte Summe in die Spielfläche auf dem Grundstück zu investieren? Das heißt, je nach Größe des Wohnblocks, mussten Spielgeräte zur Verfügung gestellt werden. Da kommt wieder das beliebte Wipptier zum Einsatz, mit dem die vertraglichen Pflichten absolut sinnfrei erfüllt werden.
Allerdings wurde diese "Verpflichtung" dahingehend geändert, dass diese Gelder auch für größere Projekte eingesetzt werden könnten und dafür auf ein eingezäuntes Wipptier oder die einsame, lieblose Sandgrube verzichtet wird. Eine sinnvolle Änderung wie wir finden, denn dann könnten doch in den Wohngebieten tolle gemeinschaftliche Spielflächen entstehen! Gerne würden wir die Bauherren bei der Konzeption mit unseren Vorschlägen unterstützen.
 
Euer Team der Konstanzer Spielplätze - Philip Ditting

Nachdem im Laufe der Petition bereits mehrere Parteien und Gemeinderäte auf uns zukamen und sich ausführlich mit uns zum Thema "Spielen in Konstanz" ausgetauscht hatten, wurden wir am 16. Juni vom Arbeitskreis Freiraum zu einer Zoom-Konferenz eingeladen. Ein Arbeitskreis dem sowohl die Parteienvertreter als auch die zuständigen Abteilungen der Stadt (Amt für Stadtplanung & Umwelt, Sportamt, Jugendamt) angehören.

Natürlich waren wir auch etwas aufgeregt, denn nun wollten und mussten wir über 25 Personen von unserem Wunsch überzeugen.

Unsere Präsentation

Wir bereiteten eine kurze Präsentation vor, die unsere wichtigsten Anliegen und Punkte noch einmal kurz aufgriff und nutzten zudem auch die Chance, unsere Wünsche für ein Spielplatz-Konzept vorzustellen. Was das Spielplatz-Konzept beinhaltet? Am Anfang eines Konzeptes steht immer eine Bedarfsermittlung - so auch hier - wir fordern, dass die Familien, Kinder, Erzieher, Lehrer und Bewohner mit einbezogen werden, ähnlich, wie es unsere Petition macht. Wir erhalten so viele hilfreiche Kommentare, Nachrichten, Wünsche und Vorschläge, daraus lässt sich ganz klar ein roter Faden erkennen. Dass sollte für jeden Spielplatz berücksichtigt werden, in den künftig investiert wird.

Wir wünschen uns für die Konstanzer Spielplätze, dass sie sowohl für das Kleinkind von 0-3 Jahren, als auch für das Kindergartenkind, das Schulkind und den heranwachsenden Teenager einladend sind. Darüber hinaus wünschen wir uns Flächen, die auch die Begleitpersonen einladen, länger als nur eine Stunde dort zu verbringen. Flächen, die sowohl das freie Spiel, die Kreativität und die Motorik fördern als auch Kinder mit Einschränkungen zum erforschen spannend sind. Solche Plätze gibt es nicht? Doch - einige Nachbargemeinden haben es vorgemacht!

Schaut euch die Orte in unseren Ausflugszielen an (Meersburg, Unteruhldingen, Überlingen, Bodman)

Kombiniert man ein Spielplatz mit einem Pumptrack, wie es in der Schweiz inzwischen fast üblich ist, dann halten sich dort Kinder mit Laufrad, Roller, Fahrrad, Inlinern, Skatboard und auch Väter mit fahrbarem Untersatz auf.

Spielplätze mit Hintergrund und Wiedererkennungswert

Wie kann so eine Fläche aussehen? Hier geht es nicht darum verschiedene Geräte aus einem Spielplatzkatalog zu bestellen und mit Rutsche, Schaukel und Sandkasten auszustatten sondern sich zu überlegen, womit sich die Besucher identifizieren können. Die Pfahlbautenspielplätze in Bodmann, Ludwigshafen und nun auch Unteruhldingen könnten kaum passender sein für diese Orte. Was also könnten zu Konstanz passen - wir haben einige Ideen vorgestellt und wünschen uns mehr Wiedererkennungswert für unsere Stadt. 

Wir bekamen sehr gute Rückmeldungen auf unsere Konzept-Idee und verabredeten uns für einen Zweittermin.

Der Zweittermin am 9.7.21

Am Freitag, 9.7, trafen wir uns mit den Vertretern des Sportamtes, Jugendamtes und des Amtes für Stadtplanung & Umwelt zu einem Zweitgespräch in kleinerer Runde.

Wir sprachen sehr intensiv und konstruktiv über die anstehenden Projekte der Stadt, den Haushaltsplan und den Möglichkeiten, die für das nächste Jahr und die Spielflächen in Konstanz bestehen. Wir haben vor allem mehrfach betont, dass wir uns keine weiteren Spielflächen wünschen sondern bestehende Flächen aufwerten möchten. Als Wunsch-Projekte haben wir den Spielplatz bei der Polizei sowie das Areal hinter der Firma Hämmerle benannt und sind gespannt ob wir bald in die Planung einsteigen dürfen. Für die kommenden Jahre, wäre pro Stadtteil ein weiteres Projekt unser Wunsch. Zudem hoffen wir, dass wir auch die großen Bauherren in Konstanz für ein stimmiges Konzept begeistern können und damit die trostlosen Wipptiere an Mehrfamilienhäusern vermeiden können.

Fazit

Wir sind absolut positiv überrascht, dass unsere Anliegen, die Wünsche und Ideen angehört und aufgenommen werden. Dass wir die Chance haben für die über 1000 Familien unserer Petition zu sprechen und etwas zu bewegen! Wir haben ein gutes Bauchgefühl und freuen uns im nächsten Schritt auf mehrere Vor-Ort-Termine um uns einige Spielflächen gemeinsam mit den Vertretern der Stadt anzuschauen.

Fortsetzung folgt :-)

Das Team der Konstanzer Spielplätze

Nach einigen Terminen konnten wir erreichen, dass ein Teil des geplanten Geldes für den Bismarcksteig umgeschichtet wird und für unser Pilot-Projekt freigegeben wurde. Das heißt, wir haben nun 150.000 Euro zur Verfügung, die wir für den ersten Teil der Neugestaltung verwenden dürfen. Inzwischen haben wir uns an die Summen gewöhnt, denn wer sich damit mal befasst hat, weiß, dass 150.000 für einen Spielplatz nicht viel Geld sind. Eine Rutsche allein verschlingt mit Fundamenten und TÜV-Prüfungen fast 15.000 Euro! 

Ende April hatten wir einen weiteren Termin gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und Umwelt, dem Jugend- und Sportamt. Dieses Mal waren wir mit unseren Vorstellungen und den Plänen der Stadt konstanz direkt vor Ort. 

Es wurde eine grobe Zeitschiene festgelegt sowie diverse Spielplatzbaufirmen diskutiert. Nach einem gemeinsamen Rundgang über den Spielplatz gab es ein konkretes Brainstorming über das künftige Spielkonzept und die Spielfunktionen - was sollte weg, was kann bleiben? 

Am 19.05. tagt nun der Technische Umweltausschuss, in dem diese Ideen und die Kosten besprochen werden. Wir sind gespannt und hoffen auf eine schnelle Freigabe, damit wir noch in diesem Jahr den ersten Schritt der Ausschreibung starten können. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Eure Spielplatz-Initiative

Das war heute ein kleiner Gänsehaut-Moment als wir die ersten Schritte auf der Baustelle des Georg-Elser-Platzes gemacht haben. Wir sehen schon den tollen, neuen Rundkurs und den ersten Generationenplatz für Konstanz vor uns.

Für unser Konzept reichen die öffentlichen Mittel leider nicht aus, denn wir haben noch 4 Punkte auf unserem Wunschzettel für Petershausen. 

Deshalb haben wir gemeinsam mit der Stadt eine Spendenaktion ins Leben gerufen und hoffen, dass wir so den zweiten Bauabschnitt im Oktober verwirklichen können.

Wir freuen uns über eure Unterstützung, damit wir im Frühjahr 2024 die große Eröffnung mit euch zusammen feiern können.

https://www.konstanz.de/spendenaktion